Trend Engagement (Teil 2): CSR und Diversity Management in Handwerksunternehmen
In diesem Artikel:
- Power of Diversity – Vielfalt als soziale Kompetenz und Wettbewerbsfaktor
- Workplace-Wellbeing – Zufriedene und geförderte Mitarbeiter:innen als wichtige Faktoren für den Unternehmenserfolg
- Anti-Rassismus – Gelebte Verantwortung gegen Intoleranz und Diskriminierung
- Digital Ethics – Ein wichtiger Aspekt des Digitalisierungstrends
- Thema Umwelt als Teil der Trendmap Handwerk 2025
- Fazit
Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2018 in Deutschland rund 557.000 Handwerksunternehmen ansässig, die insgesamt mehr als 5,3 Millionen Personen beschäftigten und einen Umsatz von ca. 607 Milliarden Euro erwirtschafteten. Doch schon die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten pro Handwerksbetrieb von weniger als 10 zeigt: Das Handwerk ist in hohem Maße in den lokalen und regionalen Gesellschaftsstrukturen verwurzelt. Aus dieser Nähe zur örtlichen Gemeinschaft basiert im Handwerk oftmals eine historisch gewachsene Tradition der bürgerschaftlichen Initiative.
Dieses muss von modernen Handwerksbetrieben nun weitergedacht werden, damit sie auch in Zukunft dem auch unternehmerisch wichtigen Aspekt der Corporate Social Responsibility gerecht werden. Die Gründe, warum Engagement eines der vier Cluster der Trendmap Handwerk 2025 ist, erfährst Du in diesem Artikel:
Wie Diversität zum Wettbewerbsvorteil wird
Warum zufriedene Mitarbeiter:innen entscheidend für den Unternehmenserfolg sind
Weshalb Anti-Rassismus auch für Handwerksbetriebe stetig an Bedeutung gewinnt
Wie Digitalisierung auch soziale Verantwortung mit sich bringt
Inwiefern Engagement auch das Thema Umwelt beinhaltet
Power of Diversity – Vielfalt als soziale Kompetenz und Wettbewerbsfaktor
Diversität ist einer der am meisten unterschätzten Faktoren, die für Unternehmen zu Wettbewerbsvorteilen werden können. Ob Altersstruktur und Geschlecht, Kulturen oder Religionen, Handicaps und Behinderungen oder sexuelle Ausrichtungen: Unterschiede und Vielfalt, das belegen zahlreiche Studien, wirken sich in der Regel positiv auf die Innovations- und Wirtschaftskraft eines Unternehmens aus. Das gilt nicht nur für die Zusammensetzung der Mitarbeiter:innen, sondern bezieht auch Kunden:innen, Lieferanten:innen und Investoren:innen mit ein. Die Organisation der Vielfältigkeit, die in der BWL gemeinhin als Diversity Management bezeichnet wird, zählt zu den wichtigsten Kernkompetenzen für die Handwerksunternehmen der Zukunft. Denn Power of Diversity wirkt multidimensional:
Der Fokus auf Vielfalt hilft Dir als Führungskraft, Dich mit Deinem Unternehmen am Arbeitsmarkt zu etablieren und dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzustellen. Denn Offenheit und Vielfalt sind oftmals ein attraktiver Pluspunkt bei Fachkräften und Talenten, die auf der Suche nach einem attraktiven Arbeitgeber sind.
Mit einer auf Diversität ausgerichteten Unternehmenskultur und einer vielfältigen Belegschaft gelingt die Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen in vielen Fällen leichter.
Zahlreiche Studien legen nahe, dass gelebtes Diversity Management die Produktivität erhöht und bessere Ergebnisse im Hinblick auf Problem- und Konfliktlösung sowie Forschung und Entwicklung erzielt werden.
Somit ist für Dich als Handwerksunternehmer:in nicht nur, wie bislang, die Schaffung von Akzeptanz in dieser Hinsicht gemeint, sondern Diversität bewusst anzustreben und zu fördern.
Workplace-Wellbeing – Zufriedene und geförderte Mitarbeiter:innen als wichtige Faktoren für den Unternehmenserfolg
Die Mitarbeiter:innen sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens. In Handwerksbetrieben spielte in der Vergangenheit vor allem der Schutz vor physischen Arbeitsunfällen sowie vor Gesundheitsgefährdungen eine gewichtige Rolle. In Zukunft werden darüber hinaus jedoch sozial relevante Aspekte wie gute Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance und Personalzufriedenheit an Bedeutung gewinnen – auch für Handwerksunternehmen.
In entsprechenden Umfragen gaben für das Jahr 2020 mehr als ein Drittel der Befragten an, dass sie sich in jüngerer Vergangenheit aufgrund von Arbeitsstress ausgebrannt fühlten. Rund zwei Drittel fühlten sich nur wenig an ihr Unternehmen gebunden und verrichteten lediglich „Dienst nach Vorschrift“. Wechselwillig in Bezug auf ihren Arbeitgeber waren rund 35 Prozent der befragten Beschäftigten. Schon diese drei Fakten zeigen, wie wichtig der Aspekt „Workplace-Wellbeing“ für Arbeitgeber:innen bereits heute ist und angesichts des Fachkräftemangels, zukünftig für handwerklich tätige Betriebe sein wird.
Ein gutes Betriebsklima ist die Basis für das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen, führt zu weniger krankheitsbedingten Fehltagen, gesteigerter Motivation und somit letztlich zu einer erhöhten Produktivität und Innovationskraft Deines Handwerksunternehmens. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur mit flexiblen Arbeitszeitmodellen resultiert in einer besseren Balance zwischen beruflichen und privaten Interessen, was sich auf beide Elemente in der Regel positiv auswirkt. Und auch Du als Führungskraft musst Dich von einem „Leistungskontrolleur“ zu einem Coach für Deine Mitarbeiter:innen weiterentwickeln und ein gesundes Gleichgewicht etablieren, das neben Autorität auch Hilfestellung, Autonomie und Feedback beinhaltet.
Anti-Rassismus – Gelebte Verantwortung gegen Intoleranz und Diskriminierung
Rassismus ist oftmals ein sehr abstrakt gehandhabtes Thema. Hierbei geht es jedoch nicht nur um Ressentiments und Gewalt, sondern darum, Menschen im alltäglichen Leben zu entwürdigen und ihnen Möglichkeiten oder Privilegien zu nehmen oder vorzuenthalten. Anti-Rassismus steht somit für mehr Respekt und Solidarität und ist für Dich als Handwerksunternehmer:in von mehrfacher Bedeutung:
In Bezug auf Deine Mitarbeiter:innen ist das Thema für Dich arbeitsrechtlich relevant. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz erlegt Dir als Arbeitgeber sowohl präventive als auch reaktionäre Unterlassungs- und Handlungspflichten auf.
Auch das Verhalten von Kund:innen und Geschäftspartner:innen gegenüber Deiner Belegschaft ist im Hinblick auf Anti-Rassismus relevant. Der Umgang mit Vorfällen in diesem Zusammenhang ist für Deine Integrität als Arbeitgeber:in gegenüber Deinen Angestellten relevant, hat jedoch auch eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf außenstehende Dritte.
Ist das Handwerksunternehmen digital präsent und beispielsweise in den Sozialen Medien aktiv, so muss das Unternehmen auch hier für Inhalte und Postings zum Thema Rassismus Verantwortung über- und eine klare Haltung einnehmen.
Anti-Rassismus ist ein stetiger Prozess, der gelernt, geübt und gelebt werden muss, um sich nachhaltig in der Unternehmenskultur zu etablieren.
Digital Ethics – Ein wichtiger Aspekt des Digitalisierungstrends
Digitalisierung ist auch für das Handwerk ein elementar wichtiger Zukunftstrend. Ob Building Information Modeling (BIM), funktionale Handwerkerapps, Video-Chats, Drohnen oder Werkstücke aus dem 3D-Drucker: Bei Arbeitsformen und -gestaltung wirst Du als Handwerksunternehmer:in zukünftig nur schwer an den Themen Digitalisierung und Vernetzung vorbeikommen, wenn Du Deinen Betrieb wettbewerbsfähig erhalten willst. Das gilt ebenfalls für die Präsenz Deines Handwerksunternehmens in der digitalen Welt. Sowohl für die Kundenakquise und -Bindung als auch für berufliche Partnerschaften und Vernetzung ist eine Online-Präsenz mittlerweile auch für Handwerksunternehmen im Grunde unabdingbar.
Auch in der digitalen Welt gehören Vertrauen und Akzeptanz zu den zentralen Erfolgsfaktoren für Unternehmen. In diesem Zusammenhang spielen Privatsphäre und Datensicherheit eine elementare Rolle und sind in Europa in einen eigenen gesetzlichen Rahmen gegossen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt, wie personenbezogene Daten digital verarbeitet und geschützt werden sollen. Entsprechend wichtig wird es für Handwerksunternehmen, nicht nur digital am Markt präsent zu sein, sondern auch sorgfältig und verantwortungsvoll mit den daraus erwachsenden Herausforderungen umzugehen, um sowohl von Mitarbeitern und Geschäftspartnern als auch von den Kunden als vertrauenswürdig und integer wahrgenommen zu werden.
Thema Umwelt als Teil der Trendmap Handwerk 2025
Neben den bereits vorgestellten sozialen Aspekten umfasst das in der Trendmap 2025 aufgeführte Cluster Engagement auch das Thema Umwelt. Unter dem Begriff „Climate-Action“ wird die Relevanz von klimaschonenden und energiesparenden Arbeitsmethoden zusammengefasst - insbesondere für Bau- und Handwerksunternehmen. Daneben gilt auch der Trend der Nachhaltigkeit als zukünftiger Wettbewerbsfaktor für Unternehmen.
Beide Aspekte werden in der Zukunft für die ökonomische Gesundheit eines Unternehmens von erhöhter Relevanz sein. Aufgrund stetig steigender Rohstoff- und Energiekosten wird deren effiziente Nutzung ein wesentlicher Kostenfaktor für Handwerksbetriebe. Darüber hinaus wenden sich immer mehr Kunden und Verbraucher solchen Unternehmen zu, die sich aktiv mit den Themen Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
Fazit
Engagement als multidimensionaler Trend mit zunehmender Relevanz auch für Handwerksunternehmen
Handwerkliche Betriebe sind traditionell stark mit örtlichen Gesellschaftsstrukturen verwoben. Soziale Anteilnahme wird daher als Corporate Social Responsibility in Zukunft ein noch wichtigerer Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg sein. Diversität innerhalb der Belegschaft, zufriedene Mitarbeiter:innen, eine klare Haltung gegen Rassismus sowie digitale Verantwortung sind in diesem Zusammenhang einige der wichtigsten Herausforderungen für Dich als Handwerksunternehmer:in und nehmen gemeinsam mit umweltorientierten Faktoren wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit wichtige Positionen im Hinblick auf das Handwerksunternehmen von morgen ein.
Nur wer sich ernsthaft mit den Trends der Zukunft auseinandersetzt, und dazu zählt laut Trendmap 2025 das Thema Engagement allemal, kann sein Handwerksunternehmen auch zukünftig nachhaltig wettbewerbsfähig halten und sich gegen die Konkurrenz behaupten.