Rund ums Bautagebuch Bautagebuch
Auf der Baustelle müssen verschiedene Arbeitsschritte, Gewerke und Abläufe koordiniert werden. Um da den Überblick zu behalten, kann Dich ein Bautagebuch unterstützen. Mit diesem wird der Baufortschritt dokumentiert, der sich so auch später noch nachvollziehen lässt. Sollte es zu Schäden oder Mängeln kommen, dient eine vollständige und detaillierte Baudokumentation als Nachweis. Das ist eine der wichtigsten Funktionen des Bautagebuchs. Bist Du als Handwerker dazu verpflichtet, ein Bautagebuch zu führen? Und wie kann eine umfassende Baudokumentation aussehen?
In diesem Artikel:
Was ist ein Bautagebuch?
Ein Bautagebuch ist die schriftliche Aufzeichnung aller Vorgänge auf einer Baustelle während des gesamten Bauprojekts, dazu zählen eingesetzte Materialien, Mitarbeiter, Baugeräte, Wetterereignisse und Abweichungen. Damit wird das Bautagebuch zum wichtigen Werkzeug, um das Geschehen auf der Baustelle aufzuzeichnen und das Bauprojekt und seine Fortschritte zu überwachen.
Unterschied Bautagebuch und Bautagesbericht
Sowohl das Bautagebuch als auch der Bautagesbericht verfolgen den Zweck, die Ereignisse und den Verlauf auf der Baustelle zu erfassen. Im Unterschied zum Bautagebuch bezieht sich der Bautagesbericht mehr auf die tatsächlich ausgeführten Arbeiten an einzelnen Baustellentagen für den jeweiligen Auftrag. Wenn es vertraglich vereinbart wurde, muss der jeweilige Auftragnehmer den Bautagesbericht führen. Er kann aber auch geführt werden, um Leistungen nachzuweisen und auf dieser Grundlage Teilrechnungen zu stellen.
Wer führt das Bautagebuch?
Das Bautagebuch führt der für die Überwachung des Bauvorhabens verantwortliche Bauleiter oder Architekt. Mitunter kann es vorkommen, dass auch Handwerker und Subunternehmer aufgefordert werden, ein Bautagebuch zu führen.
Ist das Bautagebuch verpflichtend?
Verpflichtend ist das Führen eines Bautagebuchs für den unabhängigen Bauleiter und den Architekten, der nach der Honorarverordnung für Architekten und Ingenieure (kurz HOAI) mit der Leitung des Bauprojekts beauftragt wurde.
Handwerksbetriebe sind in der Regel nicht dazu verpflichtet, ein Bautagebuch zu führen. Es sei denn, das Führen eines Bautagebuchs wurde als Leistung vertraglich vereinbart.
Was gehört ins Bautagebuch?
Eine vollständige Baudokumentation enthält alle relevanten Informationen, um die Abläufe auf der Baustelle nachvollziehen zu können. Deshalb kann eine umfassende Baudokumentation auch Deine Arbeit als Handwerker unterstützen.
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Zu den im Bautagebuch festgehaltenen Daten und Fakten zählen unter anderem:
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Allgemeine Angaben zum Projekt: Objektname und Daten des Auftraggebers
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Angaben zum Wetter: insbesondere, wenn Temperatur, Niederschlag, Frost, Sturm Auswirkungen auf Baufortschritt haben
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Informationen zu Personen auf der Baustelle: Gewerke (etwa Maurer, Sanitär, Elektrik) und Anzahl der Mitarbeiter, Architekten, Ingenieure, Bauleiter, Bauherr
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Aktueller Baufortschritt
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Eingesetzte Geräte und Maschinen: eventuell mit Defekten sowie Einsatz- und Pausenzeiten
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Gelieferte und verwendete Materialien
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Etwaige Störungen und Abweichungen: zum Beispiel in Form von Mängeln und Schäden, nachträgliche Sonderwünsche des Kunden, Verzüge oder Behinderungen durch z. B. fehlende oder defekte Maschinen, verspätete Lieferungen oder Nichtverfügbarkeit von Material
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Erfolgte Überprüfungen und Messarbeiten und Ergebnisse
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Einbau- und Betriebsanleitungen
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Fotodokumentation: etwa vom Wand- oder Fußbodenaufbau und auch von Bereichen, die später nicht mehr sichtbar sein werden (z. B. Kabel, Leitungen, Elektroinstallation, Fußbodenheizung)
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Baupläne
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Abnahmen: Teilabnahmen von Bauabschnitten und auch Endabnahme von fertigen Abschnitten
Die regelmäßigen Einträge im Bautagebuch enthalten also Details zu den Aktivitäten, Fortschritten und Problemen. Für die lückenlose Dokumentation wird es kontinuierlich geführt.
Warum führt man ein Bautagebuch?
Ein von Architekten und Bauleitern geführtes Bautagebuch bezieht sich auf das gesamte Bauprojekt. Du als Handwerker kannst ein Bautagebuch führen und damit Arbeitsvorgänge dokumentieren, die sich auf die Leistungen beziehen, die vertraglich vereinbart und vom Betrieb ausgeführt wurden. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich das für Dich lohnen kann:
Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Aus dem Bautagebuch ergibt sich ein Gesamtbild der Baustelle und der erbrachten Leistungen. Es lässt sich nachträglich nachvollziehen, wann, was passiert ist, wer was gemacht hat und was zu Verzögerungen oder Änderungen geführt hat. Eine vollständige Baudokumentation ermöglicht Dir, etwaige Fehlerquellen einfacher zu identifizieren, wenn sich Mängel erst später zeigen. Gleichzeitig kannst Du Faktoren ausmachen, die auf eine falsche oder unpassende Planung zurückzuführen sind.
Beweismittel
Das Bautagebuch hat den Zweck, sämtliche Einzelheiten schlüssig und beweiskräftig festzuhalten. Im Falle von Konflikten rund um Mängel oder die Gewährleistung dient das Bautagebuch als Nachweis. Es bietet einen detaillierten Einblick in den Bauprozess und kann dabei helfen, Verantwortlichkeiten zuzuordnen. Weil Dir alle relevanten Informationen vorliegen, kannst Du eventuelle Unstimmigkeiten schneller aufklären.
Überwachung vom Baufortschritt
Der Fortschritt der Arbeiten lässt sich genau verfolgen. Du kannst überprüfen, ob die jeweiligen Arbeitsschritte im Zeitrahmen liegen und ob die Leistung der vereinbarten Qualität entspricht. Die Aufzeichnungen ermöglichen Dir einen Soll-Ist-Vergleich, mit dem sich Abweichungen und Verzögerungen sowie ihre Ursachen feststellen lassen.
Digital vs. Analog: Wie führt man ein Bautagebuch?
Es existieren keine gesetzliche Vorschrift und kein einheitlicher Standard für die Form des Bautagebuchs. Deshalb gibt es für Dich verschiedene Möglichkeiten, wie Du ein Bautagebuch führen kannst.
Analog: Arbeitest Du mit Stift und Papier, kannst Du beispielsweise auf Bautagebuch-Vorlagen zurückgreifen. Online findest Du dafür verschiedene Muster, die Du einfach herunterladen und ausdrucken kannst. Es gibt auch die Option, eine Art Buch zu nutzen, in dem die vorgefertigten Dokumente als einzelne Blätter vorliegen. In beiden Varianten werden bestimmte Informationen abgefragt, die Du per Hand in vorgegebene Felder einträgst. Zusätzlich machst Du Fotos, die Du der analogen Akte beilegst.
Digital: Möchtest Du lieber papierlos arbeiten, dann gibt es spezielle Software für ein digitales Bautagebuch. Bei solchen Lösungen ist häufig eine App für mobile Geräte inklusive. Via Smartphone oder Tablet notierst Du hierüber alle Informationen in standardisierten Feldern. Fotos und Videos von der Baustelle lädst Du ebenso wie andere Dokumente direkt in der App hoch und weist sie dem jeweiligen Projekt zu.
Welche Vorteile bringt eine digitale Baudokumentation?
Eine digitale Baudokumentation bietet verschiedene Funktionen, die Dir den Alltag auf der Baustelle vereinfachen können.
Geringerer Zeitaufwand
Alle Daten können schnell und einfach erfasst werden. Die Informationen sind dann an einem Ort gespeichert, überall verfügbar und jederzeit für die Beteiligten abrufbar. Durch Echtzeitaktualisierungen sparen sich Mitarbeiter den Weg zwischen Baustelle und Büro.
Weniger Papier
Weil Du das Bautagebuch mit dem Smartphone oder Tablet führst und auch über eine Webversion aufrufen kannst, reduzieren sich der Papierverbrauch und das Zettelchaos. Gleichzeitig verschwinden durch die digitale Lösung keine Zettel mehr. Handschriftliche und dadurch oft unleserliche Notizen müssen nicht erst noch entschlüsselt und übertragen werden. Das sorgt für weniger Nacharbeit.
Effizientere Vorgänge
Sämtliche Informationen und hochgeladene Fotos und Videos werden direkt im jeweiligen Projekt hinterlegt. Im Projektordner können die digitalen Dokumente leicht durchsucht werden. Das erleichtert den Zugang zur gesuchten Information. Die digitale Lösung ermöglicht auch eine leichte Archivierung.
Ein Beispiel, das Dir eine digitale Baudokumentation ermöglicht, ist Craftnote. Das ist eine spezielle Softwarelösung für Handwerker. Die darin integrierte Baudokumentation kann zu einem vollständigen und strukturierten Bautagebuch beitragen. Zusätzlich können die Mitarbeiter auf der Baustelle auch einen Bautagesbericht ausfüllen. Dafür steht ein vorgefertigtes PDF zur Verfügung oder Du hinterlegst ein eigenes Dokument dafür.
Fazit: Darum ist eine Baudokumentation sinnvoll
Ein Bautagebuch erfordert Aufwand, wird aber zu einem wichtigen Teil der Bauakte. Die detaillierte Aufzeichnung von Arbeitsschritten, Zuständigkeiten, Leistungen trägt dazu bei, die genauen Vorgänge auf der Baustelle festzuhalten.
Im Fall von Unstimmigkeiten lässt sich dadurch nachvollziehen, dass Du und Deine Kollegen nicht für etwaige Mängel oder Schäden verantwortlich seid. Dazu sollte ein Bautagebuch vollständig und übersichtlich sein.
Mit der digitalen Lösung trägst Du alle Informationen direkt auf der Baustelle zusammen, die dann direkt im Büro vorliegen und weiterverarbeitet werden können.