Künstliche Intelligenz im Handwerk – Chance oder Gefahr für Arbeitnehmer:innen?
Was Du in diesem Artikel erfährst:
In den Berufsschulen werden Auszubildende bereits auf die neuen Anforderungen vorbereitet: der Umgang mit Maschinen und modernen Technologien gehört auch in handwerklichen Berufen längst zur Normalität. Für die Zukunft stellt sich die Frage, wie weit diese Entwicklung in die berufliche Praxis vordringen wird – und ob die Technologie den Menschen in einigen Bereichen sogar ersetzen könnte. Die aktuelle Forschung erschließt immer mehr Anwendungsbereiche der KI, z. B. auf Baustellen oder in Werkstätten, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären. Wie sehen also die Zukunftsprognosen aus?
Warum wird künstliche Intelligenz immer wichtiger?
Die Ressource Zeit spielt in der Arbeitswelt eine entscheidende Rolle. Während durch die zunehmende Technologisierung in den Handwerksbetrieben die Aufgaben immer komplexer werden, steigen gleichzeitig die Ansprüche der Kunden:innen: Ein einwandfreies Produkt in Kombination mit einer schnellen Verfügbarkeit sind mittlerweile der Standard. Dadurch steigt der Wettbewerbsdruck und der Mangel an qualifizierten Fachkräften enorm.
Als Resultat gewinnen intelligente technikbasierte Unterstützungssysteme immer mehr an Bedeutung, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Gerade dort, wo sich ständig wiederholende und für den Menschen vielleicht sogar gefährliche Arbeiten anstehen, bieten sich KI-Systeme an, die das einmal einprogrammierte Schema beliebig oft und in der gleichen Art und Weise ausführen.
Wo findet der Einsatz von KI im Handwerk statt?
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten finden sich z. B. am Bau wieder: Von selbstlernenden Baustellen und dem Einsatz autonomer Baumaschinen bis hin zur Feststellung von Schäden durch Sensoren und digitalen Baustellenbegehungen mittels VR-Brillen eröffnen sich zahlreiche Anwendungsgebiete. Auch die Optimierung des Planungsprozesses durch Prognose-Tools und entsprechende Simulationen deuten auf vielversprechende Entwicklungen in der Baubranche hin. In der Industrie können sogenannte Coboter dem Menschen bei Tätigkeiten wie etwa Klebe- oder Lackierarbeiten assistieren und ihm komplizierte Teilaufgaben im Produktionsprozess abnehmen.
Anwendungsbereiche: Baubranche, Industrie, Werkstätte etc.
Einsatz durch Prognose-Tools, Simulationen und technikbasierte Unterstützungssysteme
Ziel: Höhere Effizienz bei den Arbeitsprozessen
Der Einsatz spezieller KI-Kameras verspricht Erleichterungen in der Automobilherstellung: Die Kamera fährt dabei unter die einzelnen Bauteile der Karosserie und erkennt eigenständig auf Basis zuvor eingespeister Daten, ob ein Fehler vorliegt oder das Teil funktionstüchtig und ordnungsgemäß montiert wurde. Auch in der Werkstatt können Roboter angelernt werden, sodass sie selbstständig bestimmte Arbeitsschritte ausführen und den Menschen entweder bei seinen Tätigkeiten unterstützen oder sogar eigene Aufgabenbereiche übernehmen, die automatisiert ausgeführt werden können.
Anwendungsgebiete eher im administrativen Bereich
Trotz dieser vielversprechenden Entwicklungen müssen sich Auszubildende und Mitarbeiter:innen voraussichtlich keine Sorgen über die Zukunft ihres Berufes in der Handwerksbranche machen. Diese Technologie wird stets dort eingesetzt, wo durch Sammlung und Auswertung von Daten automatisierte Prozesse, also sich immer wiederholende Tätigkeiten, ausgeführt werden sollen. Dies steht im Kontrast zu den Anforderungen des Berufsbilds, die auf Kreativität und Einfühlungsvermögen in den Gegenstand abzielen – dies kann nur der Mensch erfüllen, aber keine „leblose“ Maschine.
Geeignet für automatisierte, sich wiederholende Tätigkeiten
Ungeeignet für kreative und innovative Aufgaben
Überwiegend Anwendung im administrativen Bereichen (typische Bürotätigkeiten)
Automatisierte Arbeiten finden sich hingegen eher in administrativen Aufgaben wieder, wie z. B. in der Beschaffung von Daten und Informationen und der Dokumentation, also typischen Büroarbeiten. Bei der handwerklichen Arbeit selbst liegt der Fokus eher auf der Unterstützung des Menschen bei seiner Tätigkeit durch intelligente Werkzeuge. Hierbei kann also keine Rede davon sein, dass die Maschine den Menschen in Zukunft ersetzen wird. Vielmehr sollen Arbeitsprozesse für den Menschen erleichtert und somit beschleunigt werden – ein Vorteil also für das Unternehmen (Zeit als Ressource) als auch für den/die Arbeiter/in.
Ausblick und Potenzial intelligenter Technologien in der Handwerksbranche
Die Zeichen stehen eindeutig auf Wachstum: Ziel der Bundesregierung ist es, Deutschland zum führenden Standort in der Anwendung und Entwicklung von KI-Innovationen auf dem Arbeitsmarkt zu machen. Bis 2025 sind Investitionen in Höhe von 3 Milliarden Euro eingeplant.
Deutschland investiert in Technologien zur Steigerung der Produktivität am Arbeitsplatz
Internationale Wettbewerbsfähigkeit steht im Vordergrund
Zukünftig mehr Technologieeinsatz, auch in handwerklichen Berufen
Aktuell nutzt rund ein Viertel aller deutschen Großunternehmen derartige Technologien in der Wertschöpfungsstufe, bei KMU sind es 15 % – Tendenz steigend. Vor allem im Sachbearbeitungsbereich wird verstärkt nach weiteren Einsatzmöglichkeiten und Lösungen für Effizienzprobleme geforscht, die in Zukunft zum Standard avancieren sollen.
Fazit – Stellen neue Technologien nun eine Gefahr für Arbeitsplätze dar?
Experten sind sich bei dieser Frage gemeinhin einig: Künstliche Intelligenz wird ausgebildete Fachkräfte in Zukunft nicht ersetzen (können). Roboter und andere Technologien reagieren nicht spontan auf sich wechselnde Umstände, wie z. B. spontane Änderungen bei den Kundenwünschen oder unerwartete Unterschiede in den Materialien. Kreativität und Einfühlungsvermögen, also Faktoren, die eine überzeugende handwerkliche Arbeit auszeichnen, kann man von Maschinen ebenfalls nicht erwarten.
Fakt ist jedoch, dass Technologie in immer mehr Bereiche des Arbeitsalltags vordringen wird, sei es bei der Abwicklung von Verwaltungsaufgaben oder der Unterstützung von handwerklichen Tätigkeiten. Azubis und Mitarbeiter:innen sollten daher keine Angst vor den Veränderungen haben, sich aber aktiv damit auseinandersetzen, um in ihrem Beruf uptodate zu bleiben und nicht den Anschluss zu verpassen. Der Einfluss von Technologie auf den Arbeitsalltag sollte dabei vielmehr als Chance und Erleichterung bei der Bewältigung von Arbeitsprozessen gesehen werden, statt als potenzielle Gefahr, die Arbeitsplätze und Existenzen komplett übernimmt.
Technologie als Chance, nicht als Gefahr
Kein Ersatz der menschlichen Arbeitskraft durch Maschinen (gerade in handwerklichen Berufen)
Azubis und Mitarbeiter:innen sollten sich in dem Bereich dennoch fortbilden
Technologie unterstützt den Menschen bei der Arbeit