Gewährleistung im Handwerk: Definition, Fristen und Prävention
Wenn Du einen bestimmten Auftrag erhältst, verpflichtest Du Dich, die Leistungen entsprechend den Vereinbarungen zu erbringen. Manchmal gibt es Mängel, die nicht vor oder während der Abnahme identifiziert werden. Es ist möglich, dass sie sich erst Monate oder Jahre nach Abschluss des Auftrags zeigen. Die Gewährleistungspflicht dient dem Schutz der Kunden und soll sicherstellen, dass die erbrachte Leistung auch noch nach der Abnahme den ursprünglichen Vereinbarungen entspricht. Innerhalb bestimmter Fristen bist Du als Handwerker dazu verpflichtet, auftretende Mängel zu beseitigen oder zu beheben.
In diesem Artikel:
- Definition: Was bedeutet Gewährleistung?
- Was ist überhaupt ein Mangel?
- Gewährleistung im Handwerk: BGB und VOB Gewährleistung
- Ab wann und wie lange gilt die Gewährleistung im Handwerk?
- Wie lange haftest Du als Handwerker tatsächlich für Deine ausgeführten Arbeiten?
- Wie kannst Du Mängeln vorbeugen?
- Fazit zur Gewährleistung im Handwerk
Definition: Was bedeutet Gewährleistung?
Bei der Gewährleistung handelt es sich um eine gesetzliche Regelung, die Kunden vor Mängeln schützen soll. Wenn eine mangelhafte Leistung erbracht wurde, muss der ausführende Handwerksbetrieb dafür einstehen. Du als Handwerker haftest also dafür, dass Deine Leistung frei von Mängeln ist. Deshalb wird die Gewährleistung auch als Mängelhaftung bezeichnet.
Was ist überhaupt ein Mangel?
Ein Mangel liegt zum Beispiel dann vor, wenn eine erbrachte Leistung oder ein hergestelltes Produkt von den vertraglichen Vereinbarungen abweicht. Dabei kann sich ein Mangel auf unterschiedliche Arten zeigen. Undichte Fenster oder Leitungen, ungleichmäßige Oberflächen, feuchte oder rissige Wände sind nur einige Beispiele für Mängel. Werden diese während der Abnahme entdeckt, handelt es sich um offene Mängel. Zeigen sich die Mängel erst Wochen, Monate oder Jahre nach der Abnahme, spricht man von versteckten Mängeln. Die Ursachen sind vielfältig und können zum Beispiel in minderwertigen Materialien, Komplikationen während der Ausführung der Arbeiten oder schlechten Witterungsbedingungen begründet sein.
Unterschied zwischen Gewährleistung und Garantie im Handwerk
Die Begriffe Gewährleistung und Garantie bedeuten nicht dasselbe. Während die Gewährleistung gesetzlich geregelt ist, können Hersteller ihren Kunden zusätzlich noch eine freiwillige Zusage über den einwandfreien Zustand von Eigenschaften und Funktionen machen.
Gewährleistung im Handwerk: BGB und VOB Gewährleistung
Werden Mängel entdeckt, können Kunden diese in einer Mängelanzeige oder Mängelrüge reklamieren. Das entsprechende Dokument enthält neben einer Auflistung und Beschreibung der Mängel auch eine Frist. Innerhalb dieses Zeitraums haben Handwerker dann das Recht auf Nachbesserung.
Wenn ausdrücklich vereinbart wurde, dass die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) als Grundlage für den Vertrag dient oder im Fall von Aufträgen aus öffentlicher Hand, gelten die dortigen Regelungen. Stellt der Kunde eine Mängelanzeige und der Handwerksbetrieb kümmert sich um die Beseitigung der Mängel, stoppt die Verjährungsfrist. Nach der Ausbesserung beginnt dann eine neue Verjährungsfrist von zwei Jahren.
Für Verträge zwischen privaten Auftraggebern und Handwerkern gilt, wenn nichts anderes vereinbart wurde, das Bürgerliche Gesetzbuch, kurz BGB. Das BGB sieht eine längere Verjährungsfrist vor als die VOB. Während der Mängelrüge und der anschließenden Mängelbeseitigung läuft diese Verjährungsfrist hier jedoch ununterbrochen weiter. Es beginnt entsprechend keine neue Verjährungsfrist. Abhängig von der jeweiligen Vertragsgrundlage unterscheiden sich die Gewährleistungsfristen also.
Ab wann und wie lange gilt die Gewährleistung im Handwerk?
Sobald Deine Arbeiten als Handwerker beendet sind und der Kunde das Ergebnis abgenommen hat, beginnt die Gewährleistung. Das gilt sowohl für die Endabnahme als auch für Teilabnahmen. Im Fall von Teilabnahmen greift die Gewährleistung ab dem Zeitpunkt des abgenommenen Abschnitts und damit schon früher. Dann müssen verschiedene Fristen überblickt werden. Ab dem jeweiligen Zeitpunkt liegt die Beweislast beim Auftraggeber. Dass die Mängel bereits zum Zeitpunkt der Abnahme vorhanden waren, muss dann durch den Kunden nachgewiesen werden.
Tritt ein Mangel innerhalb eines bestimmten Zeitraums, also während der jeweils geltenden Frist auf, können Kunden zunächst von ihrem Recht Gebrauch machen, den Mangel durch den ausführenden Handwerksbetrieb beheben zu lassen.
Wie lange haftest Du als Handwerker tatsächlich für Deine ausgeführten Arbeiten?
Auf die Frage, wie lange die Gewährleistungsfristen gelten, gibt es keine pauschale Antwort. Das hängt von den Vereinbarungen und den jeweiligen Leistungen ab. Für Renovierungs- und Reparaturarbeiten oder kleinere Umbaumaßnahmen beträgt die Gewährleistung zwei Jahre. Dabei handelt es sich um Bauleistungen mit geringem Risiko. Darunter fallen etwa ein neuer Anstrich einzelner Räume, ein gefertigtes Möbelstück oder das Verlegen von Bodenbelägen. Handelt es sich um die Errichtung eines Bauwerks oder Leistungen, die damit zusammenhängen, richtet sich die Gewährleistung nach der Vertragsgrundlage. Das BGB sieht hierfür eine Frist von fünf Jahren vor, nach VOB sind es vier Jahre. Beispiele, für die diese Fristen gelten, sind der Einbau einer neuen Heizungsanlage, Photovoltaikanlage oder Sanitäranlage.
Ist die jeweils geltende Frist verstrichen, bist Du nicht mehr dazu verpflichtet, Mängel zu beseitigen. Durch Dritte verursachte Schäden, Verschleiß oder verarbeitete Materialien, die im Nachhinein mangelhaft sind, fallen übrigens nicht unter die Mangelhaftung.
Wie kannst Du Mängeln vorbeugen?
Fehler sind unvermeidlich, eine Mängelrüge durch den Kunden jedoch nicht immer berechtigt. Bis zur Abnahme musst Du beweisen, dass die Arbeiten vertragsgemäß durchgeführt wurden. Um zu beweisen, dass die Leistungen so erbracht wurden wie vertraglich vereinbart, kannst Du den Fortschritt der Projekte samt der einzelnen Arbeitsschritte dokumentieren.
Effektiv gelingt das zum Beispiel mit einer digitalen Baudokumentation. Eine spezielle Handwerkersoftware ermöglicht Dir, den Projektverlauf lückenlos nachzuverfolgen. Ein Beispiel dafür ist Craftnote.
Mit der begleitenden App lassen sich Bilder und Notizen abspeichern. Auf diese Weise kannst Du festhalten, wann welche Leistungen ausgeführt und welche Materialien verarbeitet wurden. Mithilfe der hinterlegten Informationen lässt sich außerdem nachweisen, welche Mängel bereits vorher bestanden haben und auf den Vorarbeiten anderer Gewerke beruhen. Das Bildmaterial und die Anmerkungen ergeben zusammen mit dem entsprechenden Datum eine präzise Dokumentation des Bauprojekts. Die gesammelten Informationen sind für alle Beteiligten zugänglich und können von den Mitarbeitern auf der Baustelle oder im Büro aufgerufen werden. So können mögliche Uneindeutigkeiten mit dem Kunden geklärt werden.
Fazit zur Gewährleistung im Handwerk
Als Handwerker verpflichtest Du Dich dazu, Leistungen frei von Mängeln zu erbringen. Durch die Gewährleistungsfristen von zwei, vier oder fünf Jahren werden Kunden vor auch noch später sichtbaren Mängeln geschützt. Eine vollständige und detaillierte Baudokumentation ist ein hilfreiches Werkzeug, um ungerechtfertigte Beanstandungen abzuweisen und den Bedarf an Nachbesserungen zu reduzieren.