Das Handwerk bleibt weitestgehend krisensicher
In diesem Artikel:
- Steigende Umsätze und Beschäftigungszahlen in der Krisenzeit.
- Craftnote-Umfrage untermauert die Sicherheit in der Krisenzeit.
- Die Situation für Handwerksbetriebe entspannt sich langsam, aber stetig.
- Das Handwerk als sicherer Arbeitgeber.
- Trotzdem bleiben einige Bedenken.
- Chance durch die Arbeitsmarktsituation für zukünftige Auszubildende.
Trotz der Corona-Krise und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Schaden, gehen die meisten Handwerksbetriebe davon aus, ihre Situation bis Jahresende wieder unter Kontrolle zu bekommen. Außerdem ziehen wenige Betriebe Mitarbeiterentlassungen in Betracht und planen weitestgehend mit konstanten Beschäftigungszahlen. Das geht aus der fünften Betriebsbefragung im Zeitraum Mai bis Juni 2020 des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (kurz ZDH) hervor.
Die Entwicklung gibt Hoffnung in unsicheren Zeiten und lässt auf ein krisensicheres Handwerk schließen. Besonders die Bauhaupt-Gewerke stechen dabei bereits in den Monaten März und April heraus. Auch unsere Craftnote-Umfrage zur Situation im genannten Zeitraum untermauert das Bild eines krisensicheren Handwerks. Warum die Krise trotzdem ernst genommen werden muss und wie das Handwerk durch die Arbeitsmarktsituation dennoch seine Zukunft sichern kann, zeigen wir euch im Folgenden.
Steigende Umsätze und Beschäftigungszahlen in der Krisenzeit.
Zur Zeit des Lockdowns im März und April war die Wirtschaft weitestgehend eingefroren, wodurch auch Handwerksunternehmen enorme Umsatzverluste hinnehmen mussten. Das galt allerdings nicht unbedingt für die Bauhaupt-Gewerke wie Hochbau, Tiefbau und Ausbau. Die stabilen Zahlen im März wurden im April sogar noch übertroffen: Im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt feststellte, stieg der Umsatz um 2,4 Prozent. Zudem **erhöhte sich auch die Beschäftigungsquote um ein Prozent.
**Insgesamt konnte die Baubranche in den ersten vier Monaten des Jahres ihren Umsatz zum Vergleich im Vorjahr um 8,7 Prozent steigern. Damit trotzt diese dem allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung in Europa. Gerade der Wohnungsbau kann auch in der weiteren Zeit Stabilität erwarten, da dieser der geforderten Zahl der Bundesregierung hinterherhinkt. Wo weiterhin gebaut wird, entstehen auch Chancen für andere Handwerksgewerke.
Von geplanten Einsparungen durch Entlassungen oder gar Betriebsschließungen war keine Rede.
Craftnote-Umfrage untermauert die Sicherheit in der Krisenzeit.
Die von uns Ende März durchgeführte Umfrage bei unseren Craftnote-Nutzern untermauert die Statistik des Statistischen Bundesamtes: Von den 183 an der Umfrage teilgenommenen Betriebe aus verschiedensten Gewerken, sahen sich 136 zu dem Zeitpunkt nicht in ihrer Existenz gefährdet. 161 von ihnen arbeiteten noch in dem jeweiligen Betrieb, wohingegen nur 31 eingeschränkt oder gar nicht mehr arbeiteten. Finanzielle Hilfen blieben außerdem weitestgehend ungenutzt. 151 Firmen hatten noch keine finanziellen Hilfen beantragt. Zwar änderte sich das im weiteren Verlauf, allerdings blieben die bis heute genutzten Hilfen weiterhin beliebt – darunter das Kurzarbeitergeld und Liquiditätshilfen. Von geplanten Einsparungen durch Entlassungen oder gar Betriebsschließungen war keine Rede.
Die Situation für Handwerksbetriebe entspannt sich langsam, aber stetig.
Gerade die Ergebnisse der ZDH-Befragung zeigen auch eine Entspannung in der aktuellen Lage des gesamten Handwerks. 41 Prozent der befragten Betriebe meldeten gleichbleibende Umsätze im Mai im Vergleich zum vorherigen Monat April, wobei sogar weitere 17 Prozent eine Steigerung vernahmen. Erfreulicherweise, hat sich die Zahl der Unternehmen die Umsatzeinbußen hinnehmen mussten von 63 auf 42 Prozent verringert. Dabei habe sich laut ZDH außerdem **die Höhe der Umsatzausfälle leicht verringert.
Ein weiterer Anhaltspunkt für eine Entspannung bezieht sich auf die Auftragsbestände: Die Zahl der Handwerksunternehmen mit fallenden Beständen verringerte sich um fünf Prozent. Auf das restliche Jahr gesehen, erwartet die Mehrzahl an Betrieben eine weitgehende Stabilisierung ihrer Auftragsbestände** (70 Prozent). Das ist auch auf die Wirkungen des Konjunkturpakets der Bundesregierung zurückzuführen.
Das Handwerk als sicherer Arbeitgeber.
Ein weiterer Indikator für die Krisenfähigkeit des Handwerks lässt sich im Umgang mit der teils schwierigen Geschäftslage erkennen. Hierbei setzen die Betriebe vermehrt auf Lösungen wie den Abbau von Arbeitszeitkonten, verordnetem Urlaub für Mitarbeiter, der Einführung von Kurzarbeit oder Liquiditätshilfen. Nur sechs Prozent der befragten Handwerksunternehmen erwägen Entlassungen oder komplette Betriebsschließungen. Somit hat die Corona-Pandemie, im Vergleich zu anderen Branchen, bisher wenig negative Auswirkungen auf die Belegschaft im Handwerk.
Das unterstreichen auch die Ergebnisse der ZDH-Studie: Nur acht Prozent der Betriebe gab an, dass sich die Zahl der Mitarbeiter seit der Pandemie verringert habe. Bei 83 Prozent blieb sie hingegen unverändert, währenddessen sie sich bei sechs Prozent sogar erhöhte – vor allem in den Bauhaupt-Gewerken. In allen anderen ging die Zahl leicht zurück. Allerdings planen über drei viertel der Unternehmen mit unveränderter oder sogar größerer Mitarbeiterzahl bis zum Jahresende, was ein deutlich positives Zeichen in der Krise darstellt.
Trotzdem bleiben einige Bedenken.
Trotz der beschriebenen Entwicklung muss darauf hingewiesen werden, dass die Corona-Krise nicht spurlos am Handwerk vorbeiziehen wird. Über die Hälfte der befragten Betriebe geht nicht davon aus, den Jahresumsatz 2020 im Vergleich zum Vorjahr steigern zu können. Nur jedes zehnte Unternehmen sieht Chancen auf eine Steigerung. Auch wenn die Auftragslage sich zunehmend erholt, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die gesamten Auftragsbestände im Handwerk sinken. Von einer endgültigen Entwarnung kann demnach noch nicht gesprochen werden.
Zudem können Probleme wie drohende Lieferengpässe die Erholung der Branche verlangsamen. Da die Pandemie alle Länder und die damit verbundenen Arbeitsbestimmungen unterschiedlich betrifft, ist eine eingeschränkte Zulieferung von Material, Betriebsmitteln oder benötigten Komponenten aus dem Ausland zu erwarten. Nicht jedes Land ist so „glimpflich“ davongekommen wie Deutschland. Dennoch ist die Gefahr einer zweiten Corona-Welle zu beachten, die die Arbeit in Zukunft regional behindern könnte.
Chance durch die Arbeitsmarktsituation für zukünftige Auszubildende.
Allerdings entstehen durch die Krise auch neue Chancen für das Handwerk: Da in anderen Branchen Arbeitsplätze wegfallen, sinken damit die Zukunftschancen von jungen Menschen den bestimmten Job auszuüben. Daher lohnt es sich für die Alternative Handwerk zu werben. Ohnehin fehlt es an Auszubildenden und nicht alle Gewerke und Betriebe sind existenziell bedroht, wie die vorgestellten Umfragen zeigen. Ende Mai zum Beispiel blieben noch ungefähr 32.000 Lehrstellen im Handwerk unbesetzt. Demnach ist es ein aussichtsreicher Weg für Handwerksfirmen, das Beste aus der Krise zu machen und die stetige Erholung der Arbeitslage in Deutschland zu nutzen. Doch dazu mehr in einem unserer nächsten Artikel zur Ausbildungssituation in Zeiten von Corona.